Einsatzgebiete

Im Laufe der Jahre haben sich viele professionelle Einsatzmöglichkeiten für Drohnen oder UAVs (Unmanned Aerial Vehicle) ergeben. Ich habe hier einen kleinen Überblick an Anwendungsmög­lichkeiten zusammengefasst, um zu zeigen, was für einen Vorteil der Betrieb von Drohnen haben kann.



Grundsätzliche Missverständnisse vorweg geklärt.

  • Spannern und Spionen werden Tür und Tor geöffnet.
    Falsch! Handelsübliche Drohnen können keine detaillierten Nahaufnahmen aus großer Entfernung machen. Menschen sind meisten nicht größer als weniger Zentimeter. Und ein Zettel mit Text ist ein weißer rechteckiger Fleck. Mehr nicht.
    Um diese Details zu bekommen, müsste man schon bis auf wenige Meter an die Zielperson heran fliegen. Desweiteren sei zu erwähnen, dass DJI ALLE Bewegungen, Zeiten, geografische Positionen, etc. in ein Logfile in der Drohne schreibt, die nicht änderbar oder löschbar, geschweige denn auffindbar ist.

  • Jeder kann das mit dem “Drohne fliegen”!
    Nein. Um legal Drohnenvideos machen zu können, braucht man in der Regel eine Haftpflicht, einen Meldebescheid vom LBA, einen Drohnenführerschein, die Genehmigung des Grundstückinhabers, Freigabe durch das Ordnungsamt und das LBA in besonderen Fällen und natürlich eine Drohne der entsprechenden Kategorie. Natürlich gibt es Drohnen unter 250g, bei denen das meiste davon entfällt aber hier reden wir dann doch mehr von Erwachsenenspielzeug, als von professionellen Drohnen (oder Quadcoptern).

  • Ich wurde gefilmt. Das ist illegal. Ich ruf jetzt die Polizei.
    Jain. Gezieltes Fokussieren von Einzelpersonen und die Verfolgung mit der Kamera ist ohne Zustimmung der Person strengstens untersagt. Ebenso wie das Überfliegen von Privatbesitz ohne die Genehmigung des Eigentümers. Das Filmen von Menschen auf öffentlichen Plätzen ohne Fokus auf Einzelpersonen, ist legal und muss so hingenommen werden. (Stichwort Stadion, Marktplatz, Konzerte, etc.). Davon abgesehen wäre das eine Ordnungswidrigkeit und würde erstmal das Ordnungsamt betreffen und nicht die Polizei. Ebenso sollte man davon absehen, aus “Selbstschutz” etwas nach einer Drohne zu werfen, denn das wäre mutwillige Sachbeschädigung und das würde dann die Polizei ins Spiel bringen.

  • Die Kosten für den Einsatz berechnen sich aus “Filmen, Filter drauf, Fertig”.
    Falsch! Der Pilot muss die Aufstiegsvoraussetzungen klären, die Drohen warten, defekte Hardware ersetzen, Wetterbedingungen einberechnen, Akkus laden, kostspielige Genehmigungen einholen, Software kaufen und lernen, alles auf dem neuesten Stand halten, die Versicherung bezahlen, Flugtraining, extra Gepäckaufgabe am Flughafen und vieles mehr.



Gründe, die für einen Drohneneinsatz sprechen:

  • Schnelle Anwendbarkeit. Eine Drohne passt ins Handgepäck. Ein Hubschrauber nicht.
  • Reduzierung von Gefahren für Menschen durch den Einsatz von Maschinen. (Gebirge, Flüsse und Meere, bei Bränden, Schadenserfassung bei Gebäuden, etc.)
  • Kosteneinsparungen
  • Einzigartige Blickwinkel (Flug durch die Räume eines Hauses, Kirchenfenster, Deckengemälde, etc.)
  • Schwer zu erreichende Bereiche einsehen (Dachrinne, Schornstein, Höhlen, Vulkane, etc.)

Was früher ein aufwändiger, kostspieliger und zeitfressender Prozess war und mit Hubschraubereinsätzen, teuren Sondergenehmigungen und Spezialausrüstung für Videoaufnahmen über mehrere Wochen bis Monate im Voraus geplant werden musste, kann heutzutage komplett von Drohnen übernommen werden. Die Anwendungsgebiete sind gigantisch und für viele (noch) nicht ersichtlich.


Einsatzgebiete

Industrie/Inspektionen/Analyse

In diesem Bereich haben Drohnen eine Vielzahl an Einsatzgebieten.
Man ist flexibler, kommt näher an Objekte und zahlt nicht Unsummen für Kerosin, Piloten, Sondergenehmigungen, die den Flugverkehr betreffen. Der Start -und Landebereich muss nur wenige Zentimeter groß sein und die Gefahr, dass die Drohne Schaden anrichten kann, ist minimal.
Beispiele:

  • Wartung von Windkraftanlagen
  • Inspektionen von Stromtrassen
  • Vermessung von z.B. Containern im Hafen oder Baggerlöchern beim Bau
  • Überprüfung von Großanlagen auf Mängel
  • Überwachung bei Dacharbeiten, Gerüstbauern, Sanierungen, etc.


Search & Rescue

Das Auffinden von vermissten Personen durch Drohne mit Wärmebildkameras, Einschätzung der Gesamtsituation am Boden, Tierrettung, Geländeüberwachung bei kritischen Gebäuden, Unterstützung der behördlichen Institutionen, wie Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz.


Vermessungen (Photogrammetrie & Orthomosaiks)

Zentimetergenaue Erfassung von Gebäuden, Landschaften, Baugrundstücken, Festhalten des Entwicklungsprozesses, Ist-Analyse, Volumenberechnung vor Ort, Datenerfassung zur Erstellung eines originalgetreuen Nachbaus in 3D, 360° VR Bilder zur besseren räumlichen Darstellung, etc., etc.

Filmproduktion

Schon seit einer Weile haben Drohnen vielfach die Arbeit von Jibs, Dollys, Steadycams, etc. übernommen und liefern aufgrund ihrer immer besser werden Kameras hollywoodreife Ergebnisse. Mit Drohnen, die weit über 100 km/h fliegen können, sind Verfolgungsflüge von Autos oder Motorrädern durch Städte, Mountainbikes durch den Wald oder Paraglidern durch die Luft, leicht umsetzbar und um ein Vielfaches günstiger. Auch der Blickwinkel kann sehr besonders sein. Wer schon mal mit seiner Kamera 2 Meter von einem Deckenfresko in einer Kirche entfernt war, Hand hoch. 😉


Rehkitz Rettung mit Wärmebildkameras

Neugeborene Rehkitze haben noch kein Fluchtverhalten. Bei Gefahr fliehen diese nicht, sondern bleiben liegen und verstecken sich noch tiefer im Gras. Dieser Bereich lohnt sich für Drohnenpiloten doppelt, weil man Leben retten kann. Und die Tiere werden nicht panisch, da die Drohne oft in einer Höhe schwebt, in der sie für die meisten Bodentiere uninteressant ist.


Analyse im Bereich Agrarwirtschaft

Mittels Kameras mit entsprechenden Sensoren und Filtern kann z.B. der Zustand von Pflanzen ermittelt werden. Egal ob Pflanzenbefall durch Parasiten, Bewässerungszustand oder Wachstumsentwicklung. Eine Feldanalyse nach einem starken Unwetter kann z.B. zur Ernteoptimierung beitragen.



Fazit

Die Einsatzgebiete für Drohnen und Multicopter sind jetzt schon gigantisch, werden aber in den kommenden Jahren noch massiv ansteigen. Sogar der rechtliche Bereich erhält immer mehr Aufmerksamkeit, wodurch früher oder später sogar Polizei, LBA und Ordnungsamt genau wissen werden, was wann erlaubt ist und warum. Also das, was UAV Piloten bei ihrer Prüfung lernen müssen. Aktuell schläft dieser Riese aber zumindest in Deutschland noch.